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Business Case

Prof. Dr. Michael Süss und Dr. Roland Fischer

Sehr geehrte Aktionärin, sehr geehrter Aktionär

Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, dass 2018 für Oerlikon ein Rekordjahr war. Unsere hervorragenden Ergebnisse belegen, dass wir die richtige Strategie verfolgen. Wir konnten unser Portfolio neu ausrichten und einen erfolgreichen Turnaround schaffen.

Als ich im Jahr 2015 das Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernommen habe, mussten wir eine Strategie definieren, mit der Oerlikon mittel- und langfristig erfolgreich sein wird. Zu diesem Zeitpunkt war Oerlikon ein Konglomerat mit diversifiziertem Portfolio, in dem einige Geschäftsbereiche hochgradig zyklischen Marktbedingungen ausgesetzt waren. Wir haben beschlossen, uns auf die Bereiche zu fokussieren, in denen wir starke Kernkompetenzen haben, sowie auf attraktive Wachstumsmärkte, in denen wir die Nummer eins oder zwei sind.

Wir haben eine klare Strategie entworfen, die uns zu unserem Erfolg im Jahr 2018 geführt hat. Unsere Strategie bietet uns eine Startbahn für Wachstum, und wir werden sie weiter umsetzen, um unsere starke Performance mittel- bis langfristig zu halten.

Der Verkauf des Segments Vacuum im Jahr 2016 war ein strategischer Schritt in diese Richtung. 2018 folgte der nächste wichtige Meilenstein mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zum Verkauf des Segments Drive Systems an Dana Incorporated. Die Veräusserung haben wir im Februar 2019 abgeschlossen. Das Segment Drive Systems verfügte 2015 über zu viele Produktlinien, und die Ressourcen waren auf zahlreiche Märkte verteilt. Wir haben das Antriebsgeschäft daher verschlankt und uns auf profitable Produkte und Bereiche wie Hybrid- und E-Drive-Lösungen konzentriert. Zudem haben wir die Prozesse optimiert und das Segment restrukturiert, damit es den Auswirkungen zyklischer Märkte besser standhalten kann. Unsere Bemühungen zahlten sich aus – die Neuausrichtung des Geschäfts mit Antriebslösungen war gelungen. Dies zeigte sich in der starken Performance des Segments Drive Systems im Jahr 2018, wodurch wir den Geschäftsbereich zu einem guten Unternehmenswert von rund CHF 600 Mio. verkaufen konnten. Auf diese Veräusserungen folgen nun Investitionen. Wir nutzen unsere liquiden Mittel und unsere gesunde Bilanz, um weiterhin sowohl organisch als auch durch zielgerichtete Akquisitionen (M&A) zu wachsen. 

Das gegenwärtige Marktumfeld ist von hoher Volatilität und Unsicherheit geprägt. Protektionismus und anhaltende Handelsstreitigkeiten bestimmen das Geschehen. Vor diesem Hintergrund handeln wir vorsichtig und bewerten jede neue Geschäftsopportunität mit Bedacht. 2018 haben wir sechs Technologieübernahmen abgeschlossen. So haben wir beispielsweise DiSanto Technology gekauft, um uns den Markt für additive Fertigung im medizinischen Bereich zu erschliessen. Und dank der Übernahme von AC-Automation können wir unseren Kunden im Chemiefaserbereich nun Automatisierungslösungen für Grossanlagen anbieten. Unser Technologieportfolio und unsere Marktpräsenz werden wir auch weiterhin durch Akquisitionen stetig ausbauen. Dabei werden wir umsichtig vorgehen und unserer Verantwortung gerecht werden, das beste Angebot für den Konzern zu sichern, um sein Wachstum nachhaltig zu fördern. Das kann auch bedeuten, auf mögliche Transaktionen zu verzichten, wie wir es im vergangenen Jahr mehrfach getan haben.

2018 haben wir weiter in unser strukturelles Wachstum investiert und ein organisches Wachstum von 21,2 % erzielt. In jedem Jahr eröffnen wir mindestens zwei oder drei neue Beschichtungszentren. Gleichzeitig bauen wir die Kapazitäten an bestehenden Standorten aus, um unsere Dienstleistungen in unmittelbarer Nähe unserer Kunden zu erbringen. Kundennähe ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil unserer Strategie: So sind wir für die Kunden besser erreichbar und können schnell auf ihre Bedürfnisse reagieren. Derzeit verfügen wir weltweit über 175 Standorte, an denen wir unseren Kunden wichtige Dienstleistungen anbieten. Diese reichen vom Verkauf über Key-Account-Management, Anlagenproduktion, Beschichtungen bis zum Aftersales-Service.

Unsere FuE-Pipeline ist für die nächsten Jahre gut gefüllt, da wir weiterhin mindestens 4 % unseres Umsatzes in die Entwicklung neuer, verbesserter und innovativer Kundenlösungen investieren. 2018 haben wir eine ganze Reihe neuer Beschichtungen, Beschichtungsanlagen, Legierungen und Dienstleistungen eingeführt. In unserem Werkstoffgeschäft verfügen wir nun über die einzigartige Kompetenz, neue und auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Legierungen sehr schnell zu entwickeln. Dies ist unserem Software-Algorithmus RAD (Rapid Alloy Development) Software-Algorithmus zu verdanken, durch den wir neue Legierungen innerhalb von Wochen anstatt von Monaten oder Jahren entwickeln können.

Stolz bin ich auch darauf, dass wir Technologien entwickeln, die nicht nur einen Mehrwert für die Kunden, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. So handelt es sich bei unseren PVD-Beschichtungen (PVD: physikalisches Gasphasenabscheidungsverfahren) und ePD-Lösungen (ePD: eingebundenes PVD für Designelemente) um verschleissfeste Technologien und einen äusserst umweltfreundlichen Ersatz für Chrom. Unsere SUMEBore-Lösung für die Beschichtung von Zylindern in Automotoren ist leicht, kompakt, spart Kraftstoff und senkt den Ölverbrauch um bis zu 80 %. Es ist allgemein bekannt, dass für die Herstellung von Chemiefasern weitaus weniger Wasser benötigt wird als für den Anbau und die Herstellung von Naturfasern (z. B. Baumwolle). Zudem können die Kunden mit unseren Chemiefasertechnologien bis zu 30 % Energie im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsmethoden einsparen.

Unser Ziel ist es, dem Wettbewerb in Sachen Innovation stets voraus zu sein. Wir möchten unsere technologie- und marktführende Position behalten und dort, wo wir es noch nicht sind, die Nummer eins werden. Zurzeit führen wir verschiedene Digitalisierungsinitiativen in den Bereichen Automation, Robotik und Smart-Plant-Gesamtsysteme an. Zudem haben wir einen digitalen Hub in München eröffnet. Ein spezialisiertes Team treibt hier das digitale Wachstum für Oerlikon voran, indem es digitale Denk- und neue Arbeitsweisen in den Konzern implementiert, die unsere Arbeit effizienter und produktiver machen. 

Ein weiterer wichtiger Pfeiler unserer Strategie ist die additive Fertigung (3D-Druck). Marktadaption und Industrialisierung dieser Technologie verlaufen langsamer als erwartet. Unser Engagement in diesem Bereich bleibt jedoch unverändert. Wir sehen dies als Marathon statt als Sprint an. Die Einführung eines neuen Geschäftsbereichs erfordert stets Einsatz und Commitment, damit sich Erfolg längerfristig einstellen kann. Durch unsere Investitionen in den vergangenen Jahren haben wir ein starkes Fundament in Europa und den USA aufgebaut. Wir haben erstklassige Partnerschaften mit grossen, industrieführenden Unternehmen wie Boeing, GE Additive und Lufthansa Technik aufgebaut und arbeiten mit Hochschulen wie der TU München zusammen, um gemeinsam die Industrialisierung der additiven Fertigung voranzutreiben. Damit sind wir bestens aufgestellt, um unser Geschäft in der Luft- und Raumfahrt sowie im medizinischen Bereich – beides führende Branchen für die Marktintegration von additiver Fertigung – aber auch in anderen Industrien weiterzuentwickeln. Wir glauben fest an das Potenzial der additiven Fertigung und sind überzeugt, dass dieser Geschäftsbereich ein zentraler Pfeiler für die mittel- und langfristige Zukunft des Konzerns ist.

Unsere Strategie hat unser Wachstum in den letzten Jahren unterstützt und ist eine starke Basis für nachhaltiges Wachstum in der Zukunft. Die Weltwirtschaft zeigt Anzeichen einer Abschwächung. Einige Märkte wie beispielsweise die Autoindustrie kämpfen derzeit mit Herausforderungen. Wir haben jedoch bewiesen, dass wir in der Lage sind, in unseren Endmärkten stärker zu wachsen als der Markt allgemein. Im Automobilsektor betrug unsere Wachstumsrate beispielsweise mehr als 5 % verglichen mit 3 % in der gesamten Automobilindustrie in den vergangenen drei Jahren. 

In unserem Chemiefasergeschäft haben wir 2018 dank des Aufschwungs im Markt für Filamentanlagen ein Rekordergebnis erzielt. Realistisch betrachtet kann dieser Markt auf lange Sicht nicht im zweistelligen Bereich weiterwachsen. Es ist uns jedoch gelungen, unser hohes Umsatzniveau in diesem Geschäft mit Aufträgen, die bis ins Jahr 2021 reichen, zu sichern. Ausserdem haben wir bewiesen, dass unsere Massnahmen wirksam sind. Während der Talsohle im vergangenen Zyklus haben wir kein einziges negatives Jahresergebnis abgeliefert, und auch unser Cash­flow war stets positiv. Darüber hinaus haben wir in diesem Segment weitere Geschäftsbereiche aufgebaut. So haben wir zum Beispiel eine digitale Industrie-4.0-Lösung für die Textilbranche entwickelt und freuen uns, den Kunden schon bald eine bahnbrechende, komplett vernetzte Smart-Plant-Lösung mit erweiterten Funktionen anbieten zu können.

Die Innovationen und deren Umsetzung im Unternehmen wären nicht möglich ohne den unermüdlichen Einsatz unserer Mitarbeitenden. Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2017 waren sehr ermutigend, und die gewonnenen, wertvollen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für unsere HR-Initiativen 2018. So lancierten wir das Führungskräfteentwicklungs-Programm “High Potential in Horizons” und führten hochkarätige Teamworkshops durch, um das Engagement und die Leistung der Mitarbeitenden zu fördern. Ausserdem implementierten wir ein “Culture Change Champion”-Programm, um den kulturellen Wandel voranzutreiben und eine Kultur der Zusammenarbeit als “One Oerlikon” zu fördern. Diese Massnahmen tragen für uns wesentlich zur Entwicklung und Motivation unserer Mitarbeitenden bei.

Wie bereits angekündigt, möchten wir die Industrieerfahrung im Verwaltungsrat erweitern. Dazu werden wir bei der bevorstehenden Generalversammlung ein weiteres unabhängiges Verwaltungsratsmitglied für die Wahl nominieren. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionärinnen und Aktionäre wird sich die Zahl der unabhängigen Verwaltungsratsmitglieder dadurch auf vier erhöhen. Gleichzeitig unterstützt die erweiterte strategische und operative Kompetenz im Verwaltungsrat unser Wachstum.

Ich möchte mich bei unseren Mitarbeitenden, beim Management sowie bei meinen Kollegen im Verwaltungsrat für ihre harte Arbeit und ihren Einsatz bedanken. Mein Dank gilt auch unseren Partnern und Kunden für ihr Vertrauen in unsere Lösungen und Technologien. Nicht zuletzt danke ich Ihnen, unseren Aktionärinnen und Aktionären, für Ihre Unterstützung und freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass der Verwaltungsrat an der kommenden Generalversammlung eine Dividendenausschüttung von CHF 1.00 pro Aktie vorschlagen wird. Diese besteht aus einer im Vergleich zum Vorjahr unveränderten ordentlichen Dividende von CHF 0.35 und einer Sonderdividende von CHF 0.65 als Beteiligung der Aktionäre am Erlöse aus dem Verkauf des Segments Drive Systems.

5. März 2019

Beste Grüsse
Prof. Dr. Michael Süss

Präsident des Verwaltungsrats

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