Choose your country / language

Segmentberichte

Das Segment Surface Solutions, das grössere der beiden Segmente von Oerlikon, trug im Berichtsjahr 57% zum Umsatz und 64% zum EBITDA des Konzerns bei. Das Segment vereint die Marken Oerlikon Balzers, Oerlikon Metco und Oerlikon AM und lieferte im Jahr 2019 ein Ergebnis, das die anspruchsvollen Märkte weitgehend widerspiegelt.

Segment Surface Solutions

-6,7%

CHF 1468 Mio.

-1,5%

CHF 1488 Mio.

15,6%

166 

7840 

97 

CHF Mio.

Der Bestellungseingang sank um 6,7% auf CHF 1468 Mio. gegenüber CHF 1574 Mio. im Vorjahr. Der Umsatz ging um 1,5% auf CHF 1488 Mio. zurück (2018: CHF 1511 Mio.). Bei konstanten Wechselkursen lag der Umsatz bei CHF 1509 Mio. – das ist eine stabile Performance trotz schwieriger Märkte im Vergleich zu 2018. Das EBITDA machte CHF 234 Mio. oder 15,6% des Umsatzes aus, gegenüber CHF 283 Mio. oder 18,6% des Umsatzes im Vorjahr. Die niedrigere EBITDA-Marge im Vergleich zu 2018 resultiert aus hohen operativen Aufwendungen, die auf Investitionen zurückzuführen sind, und auf CHF 13 Mio. Sondereffekte, vor allem für das Restrukturierungsprogramm. Ohne Sondereffekte belief sich die EBITDA-Marge auf 16,6%. Es wird erwartet, dass das Restrukturierungsprogramm mittelfristig zu einer erheblichen Verbesserung der operativen Rentabilität und der Erträge des Segments führen wird. Das EBIT betrug CHF 65 Mio. oder 4,4% des Umsatzes (2018: CHF 144 Mio. oder 9,5% des Umsatzes).

Entwicklung nach Märkten

Der Markt, den das Segment Surface Solutions bedient, hatte 2018 ein Volumen von rund CHF 5,7 Mrd. und wird in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich auf rund CHF 7,4 Mrd. wachsen. Die wichtigsten Märkte für das Segment sind die Luft- und Raumfahrt, die Automobilindustrie, die Werkzeugindustrie, die allgemeine Industrie und die Energiewirtschaft.

Automobilindustrie

Die Automobilindustrie ging 2019 aufgrund der unsicheren Lage in der globalen Handelspolitik, politischer Turbulenzen und erhöhter Zölle zurück. Trotz der Marktschwäche trieb Oerlikon die Einführung neuer Technologien voran und sicherte sich Verträge mit führenden Automobilkunden.

Im Jahr 2019 schloss Oerlikon Balzers mit ZKW China, einem strategischen Partner der Automobilindustrie, einen Vertrag über den Wechsel zu BALITHERM PRIMEFORM für die Beschichtung von Formwerkzeugen für Fahrzeugscheinwerfer ab. Für Hochleistungsmotoren führte Oerlikon Balzers die Beschichtungen BALIQ CARBOS und BALIQ CARBOS STAR ein. Diese weisen eine hohe Härte bei gleichzeitig geringer Reibung und Rauigkeit auf und können für Anwendungen mit extremem Anpressdruck und extremen Gleitgeschwindigkeiten eingesetzt werden.

Oerlikon Metco hat DiscCover Jet eingeführt, eine Bremsscheibenlösung, welche Dünnfilm und thermisches Spritzen vereint. Dabei wird eine mechanische Aktivierung durch Oberflächennitrierung mit der HVOF-Spritztechnologie kombiniert; anschliessend wird mit einem atmosphärischen Plasmaspritzverfahren eine Deckschicht aufgetragen. Nach einem Audit der Beschichtungen für Turbolader wurde Oerlikon Metco als offizieller Lieferant von Volvo Trucks für diese Technologie unter Vertrag genommen. Zusätzlich sicherte sich Oerlikon Metco einen Vertrag mit einem führenden deutschen Fahrzeughersteller in China für die SUMEBore-Technologie mit dem verbesserten RotaPlasmaSystem.

ePD, eine nachhaltige alternative Technologie von Oerlikon Balzers zur elektronischen Beschichtung von Kunststoffteilen im Automobilbau, gewinnt zunehmend an Beliebtheit. 2019 wurde die erste INUBIA I6, eine Inline-Beschichtungsanlage, in China installiert.

Die Verlagerung zu elektrischen Fahrzeugen bietet Oerlikon neue Möglichkeiten für in den Produktionsprozess integrierte Beschichtungen, beispielsweise bei Formwerkzeugen, Batterien und Fahrzeugbauteilen wie Hybridgetrieben, Bremsen und Fahrwerken sowie für nachhaltige ePD-Metallbeschichtungen. Oerlikon Metco erhielt in China 2019 das Patent für die Beschichtungsanwendung und das Beschichtungswerkzeug für Heizvorrichtungen in elektrischen Fahrzeugen.

Allgemeine Industrie und Werkzeuge

Weltweite wirtschaftliche Unsicherheiten und reduzierte Investitionen in Anlagen haben sich auch auf die allgemeine Industrie und das Werkzeuggeschäft ausgewirkt. Der Umsatz im Halbleitergeschäft war 2019 schleppend. Für Ende 2020 wird jedoch dank der Nachfrage nach 5G, Mobilgeräten, Verbraucherelektronik und der zunehmenden Beliebtheit von tragbaren Geräten und Konnektivität eine Erholung erwartet.

Für die Kunden im Werkzeugsektor führte Oerlikon Balzers mehrere Technologielösungen ein. Dazu zählen beispielsweise BALIQ AUROS, eine Beschichtungslösung zur Leistungssteigerung und zur Verbesserung der Prozessstabilität von Gewindewerkzeugen, und INNOVENTA kila, eine Beschichtungsanlage zur flexiblen Beschichtung von grossen oder kleinen Mengen an Werkzeugen und Komponenten. Zu den Verträgen, die sich Oerlikon Balzers im Werkzeuggeschäft sichern konnte, gehört zudem eine Vereinbarung mit Dongguan TUSA Precision Tool Manufacture für Dünnfilmanlagen in China.

Oerlikon Balzers bietet auch Beschichtungen für Konsumgüter und medizinische Geräte an, darunter Haushaltsgeräte, Uhrenkomponenten und Operationsroboter und -instrumente. Bei Jaquar, einem weltweiten Anbieter von Badezimmerarmaturen und -beleuchtungen, wurde eine INUBIA B12 für chromähnliche PVD-Beschichtungen installiert. Der medizinische Sektor verzeichnete im Jahr 2019 ein Wachstum. Hier führte Oerlikon Balzers das Beschichtungsportfolio BALIMED ein, das reibungsarme, verschleissfeste, blendfreie und biokompatible Eigenschaften für Instrumente und Geräte der Medizin- und Operationstechnik bietet.

Luft- und Raumfahrt

Trotz der Abschwächung in diesem Sektor nahm der Umsatz im Bereich Luft- und Raumfahrt 2019 um 24% zu. Die Nachfrage von OEMs und deren Tier-1-Lieferanten nach neuen Flugzeugen bzw. dem Austausch oder der Aufrüstung älterer Flugzeuge sowie nach MRO-Dienstleistungen trieb das Umsatzwachstum vor allem in Grossbritannien und China an. Wir gehen davon aus, dass der MRO-Bereich dank des wachsenden Luft- und Raumfahrtsektors in China, Indien und Südkorea weiterhin wächst.

Oerlikon Metco stellte ebenfalls eine steigende Nachfrage nach Werkstoffen in diesem Markt fest. Das Unternehmen unterzeichnete mit Chromalloy einen Vertrag für Düsenbeschichtungen und erhielt die Zulassung für einen weiteren Werkstoff für Pratt & Whitney, was künftige Programme und Initiativen für umweltfreundliche Technologien vorantreiben wird. Am Standort Salzgitter in Deutschland hat Oerlikon Metco den Nadcap Merit Status für Beschichtungen erhalten, den nur herausragende Zulieferer im Bereich Luft- und Raumfahrt bekommen.

2019 ging Oerlikon eine Partnerschaft mit Safran, dem französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und der Universität Limoges ein. Diese sieht die Errichtung eines gemeinsamen Forschungslabors namens PROTHEIS und einer Technologieplattform namens SAFIR für die Entwicklung verbesserter Oberflächenlösungen für Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf leichteren und langlebigeren Produkten, die mit der REACH-Verordnung konform sind und die Lärm- und Stickstoffoxidemission verringern können.

Energie

Asien verzeichnete eine Zunahme im Bereich der MROServices sowie eine höhere Nachfrage nach Werkstoffen im Stromerzeugungssektor. Oerlikon Metco konnte den Umsatz bei den thermischen Beschichtungstechnologien für MRO-Dienstleistungen für Gas- und Dampfturbinen verbessern. Dazu zählt auch ein Vertrag mit Shanghai Electric. In Japan konnte dank einer Vereinbarung mit Mitsubishi Hitachi Power Systems ein höherer Umsatz bei den Werkstoffen realisiert werden.

Eine weltweit rückläufige Nachfrage nach Öl im 2. Halbjahr verlangsamte das Wartungsgeschäft im Bereich Öl und Gas, vor allem in Nordamerika. Die Anzahl der Bohrinseln wurde verringert und die Bestellungen wurden auf 2020 verschoben. Zusätzliche Pipeline-Kapazitäten in den USA sowie die für 2020 und darüber hinaus geplante Erhöhung der Raffineriekapazität werden für die Zukunft voraussichtlich Chancen in den Segmenten Mid- und Downstream bieten. Oerlikon Metco wurde zur “Member Company” der Petroleum Equipment & Services Association ernannt.

Additive Fertigung (AM)

Das Wachstum bei Additive Manufacturing hat sich aufgrund verzögerter Kapitalinvestitionen langsamer entwickelt als erwartet. Um die Zusammenarbeit zu verstärken und die Industrialisierung zu beschleunigen, hat Oerlikon zusammen mit der Technischen Universität München, GE Additive und Linde in München ein Cluster für AM errichtet und veranstaltete die dritte Munich Technology Conference on Additive Manufacturing (MTC3), an der 1500 Industrievertreter teilnahmen.

Oerlikon AM ging mehrere Partnerschaften ein, darunter mit MT Aerospace (Forcierung der Nutzung von additiv hergestellten Teilen in der Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsindustrie), mit United Launch Alliance (Herstellung hochwertiger additiv gefertigter Flugzeugkomponenten aus Metall für die nächste Vulcan-Centaur-Raketengeneration), mit Hirtenberger Engineered Surfaces (weitere Industrialisierung von Serienfertigung und Prototypteilen) und mit Siemens (Verwendung ihrer digitalen Unternehmenslösungen zur Beschleunigung der Industrialisierung von AM).

Im Berichtsjahr konnte Oerlikon AM die Integration von DiSanto Technology erfolgreich abschliessen und blickt auf das erste volle Jahr mit einem Dienstleistungsangebot für die additive Fertigung in der Medizintechnik- und Implantatindustrie zurück. Dank der neuen 3-D-Laserdrucker konnten die Produktionskapazitäten erweitert werden. Dies hat zu einem beträchtlichen Wachstum bei Anwendungen der additiven Fertigung bei DiSanto Technology geführt.

Entwicklung nach Regionen

Das Segment Surface Solutions verzeichnete 2019 aufgrund der weiterhin schwierigen Marktsituation in allen Regionen einen Umsatzrückgang. Europa trug mit 45% den grössten Teil zum Umsatz in diesem Segment bei. Auf China entfielen 11% des Segmentumsatzes, auf Indien 4%. Nordamerika verzeichnete einen höheren Umsatz und trug 20% zum Segmentumsatz bei. Dies ist hauptsächlich auf den gestiegenen Umsatz in den USA zurückzuführen.

Oerlikon investierte weiterhin in neue und erweiterte Zentren für Oberflächenlösungen, um die Präsenz auszubauen und näher bei den Kunden zu sein. Oerlikon Balzers erweiterte zwei Beschichtungszentren im chinesischen Dongguan und im indischen Pune, um die Nachfrage der Kunden nach Beschichtungen für Schneid- und Formwerkzeuge zu erfüllen. In Europa wurden Kundenservicezentren in Ungarn, Deutschland und Schweden eröffnet bzw. erweitert, darunter auch ein ePD-Kompetenzzentrum in Bisingen, Deutschland. In Nord- und Südamerika kamen neue Kundenservicezentren in St. Louis, Missouri, USA, und Queretaro, Mexiko, hinzu. Für den Geschäftsbereich Additive Manufacturing wurde in Huntersville, North Carolina, USA, ein neues Produktionswerk für die additive Fertigung eingeweiht und in Shanghai, China, ein neues Technologiezentrum eröffnet.

Mit der Akquisition der TeroLab Surface GmbH in Deutschland, und der AMT AG in der Schweiz konnte Oerlikon Metco ihre Präsenz sowie ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot für Anwendungen im Bereich thermisches Spritzen und Komplettlösungen ausbauen. Oerlikon Balzers verstärkte mit der Akquisition der D-Coat GmbH ihre Präsenz in Deutschland, und erlangte dadurch insbesondere auch Fachwissen im Bereich Dünnfilmbeschichtungen für Schneidwerkzeuge.

 

keyboard_arrow_up