seine Arbeit wurde er mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet. 2011 verlieh ihm die renommierte Christian- Doppler-Forschungsgesellschaft ein siebenjähriges Labor, das er dieses Jahr an der TU Wien abschließt. Schon stehen wir in einem Kellerraum, wo ein Teil des Christian Doppler Labors Application Oriented Coating Development eingerichtet ist. Unter- stützt wird es von Oerlikon Balzers und der Tiroler Plansee Group, die pulvermetallurgische Werkstoffe herstellt. Zwischen bunten Schläu- chen, Drähten und grauen Schränken stehen eine Reihe von Apparaturen, denen Mayrhofer und seine Studen- ten Frauennamen gegeben haben. Eine heißt Angie, eine Ylvi, eine ist nach Noreia, der keltischen Göttin des Erzes, benannt. Mayrhofer zeigt eine Kathode aus Tantal. Das Material wird in den Apparaturen unter hoher Energie- einwirkung atomar verdampft. Das Verfahren nennt sich physikalische Dampfphasenabscheidung (Physical Vapor Deposition, PVD). Die Teil- chen, die dabei freigesetzt werden, gehen nun eine Verbindung mit den Materialien und Elementen in ihrer Umgebung ein. Sollten sie dabei auf Bohrer, Spindeln, Kolben ringe oder ähnliches treffen, erhalten diese Beschichtungen, die wesentlich dünner sein können als ein menschliches Haar und beinahe so hart wie Diamant. Die größte Apparatur, die der Professor mit seinen Mitarbeitern für Forschungs- zwecke nutzt, heißt INNOVA und wurde von Oerlikon Balzers zur Verfügung gestellt. Sie befi ndet sich fünf Minuten Fußmarsch entfernt in den alten Räum- lichkeiten der TU am Karlsplatz. Raum ACEG31. Draußen ein Schild: PVD-Labor. Drinnen ein eckiger Kasten, der aussieht wie ein mons- tröser Backofen mit verrußten Heiz- Technologie & Innovation 7 schlangen. Bis zu sechs Kathoden mit unterschiedlichen Materialien können in der INNOVA eingesetzt werden. Mittels Lichtbogenverdampfungs- verfahren, aber auch Kathodenzer- stäubung, wird das Material in den dampfförmigen Zustand überführt. Durch elektromagnetische Spulen kann die Flugbahn der Ionen gesteuert wer- den. Damit sie leichter den richtigen Anschluss fi nden. Der Professor sagt: »Man muss dazu die Materialien bis zur atomaren Ebene genau verstehen.« Mehr dazu in Mayrhofers Büro. Auf den Schränken Kristallmodelle. An der Wand eine große weiße Tafel mit einer Skizze aus chemischen Kürzeln, Buchstaben und Zahlen zwischen Kreisen und Pfeilen. Prof. Mayrhofer, verraten Sie uns, was sich hinter den Formeln auf der Tafel verbirgt? Wir beschäftigen uns gerade mit Wolframcarbid und Wolframnitrid. Der Ansatz ist, Wolfram in eine harte, feste Schicht einzubauen. Bei Kontakt mit einer schwefelhaltigen Umgebung und hohen Drücken entwickelt diese einen Schmierstoff. Die Wirkung wäre vergleichbar mit Molybdänsulfid. Im Prinzip kreieren Sie Werkstoffe, die es in der Natur so nicht gibt, richtig? So ist es. Unser Ziel ist es, Werkstoffe mit höherer Festigkeit und höherer Zähigkeit zu entwickeln, aber auch höherer thermischer Stabilität. Meistens sind diese Eigenschaften jedoch gegenläufig. Wenn Sie die Härte eines Materials verbessern, machen Sie das normalerweise auf Kosten der Zähigkeit. Und umgekehrt. Ein Beispiel für den Laien wäre? Gold ist bekanntermaßen ein weiches Metall, das man gut verformen kann. Ein Messer aus Gold hingegen würde wenig Sinn machen, weil es nach dem ersten Schnitt stumpf wäre. Bei BEYOND SURFACES 02|2018 Wien, Technische Universität, Getrei- demarkt 9. Es ist ein kalter Dienstag im März, neun Uhr morgens, und der Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Paul Heinz Mayrhofer ist pünktlich. Ein freundlicher, jugendlich wirkender Herr, der wohlwollend zuhört und geduldig antwortet. Mayrhofer sagt, gegen Mittag habe er Sprechstunde, um 14 Uhr Vorlesung: »Wollen wir?« Wir wollen. Es gibt viel zu sehen und noch mehr zu besprechen. Professor Mayrhofer ist Leiter des Forschungsbereichs Werkstoffwissen- schaft der TU Wien. Er hat in Leoben in der Steiermark studiert und im US-Bundesstaat Illinois, in Schweden und Aachen geforscht. Mayrhofer ist Spezialist für Hartstoffschichten. Für