Pressekonferenz heute um 10:30 Uhr am Oerlikon Hauptsitz in Pfäffikon SZ
Hans Ziegler zum Delegierten des Verwaltungsrats und CEO ernannt
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Dr. Uwe Krüger verlässt das Unternehmen
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Unbefriedigende Ergebnisse für das erste Halbjahr 2009
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Top Prioritäten: Entschuldung des Unternehmens, Stärkung der Bilanz, beschleunigte Restrukturierung mit erwarteten Kostenersparnissen von bis zu CHF 400 Mio. und geplantem Abbau von etwa 2 500 Stellen
Pfäffikon SZ, 25. August 2009 - Der Verwaltungsrat hat einstimmig Hans Ziegler mit sofortiger Wirkung zum Delegierten des Verwaltungsrates und Chief Executive Officer der OC Oerlikon ernannt. Dr. Uwe Krüger, der seit 2007 als CEO amtete, verlässt das Unternehmen. Der Verwaltungsrat dankt ihm für seine bedeutenden Beiträge für OC Oerlikon und wünscht ihm eine erfolgreiche Fortsetzung seiner beruflichen Laufbahn. Dr. Krüger steht dem Unternehmen weiterhin unterstützend zur Verfügung.
Hans Ziegler ist seit 2008 Mitglied des Verwaltungsrats und mit dem Unternehmen sehr vertraut. Er und das Management Team werden die Fortführung der betrieblichen Massnahmen und der Restrukturierungsprogramme bei Oerlikon in diesem höchst anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld gewährleisten.
Der Präsident des Verwaltungsrats Vladimir Kuznetsov kommentiert die Berufung von Hans Ziegler folgendermassen: „Unsere Entscheidung wurde im Lichte der Halbjahresresultate von OC Oerlikon getroffen. Im Vorjahresvergleich fielen im ersten Halbjahr 2009 die Umsätze von OC Oerlikon um 40 Prozent und der Bestellungseingang um 39 Prozent inmitten einer wirtschaftlichen Rezession von bislang beispiellosem Ausmass. Dies unterstreicht deutlich die zwingende Notwendigkeit die Koordination strategischer Portfolioentscheidungen mit den betrieblichen Massnahmen der Geschäftsbereiche von OC Oerlikon sicherzustellen. Der nun beschlossene Managementwechsel gewährleistet die einheitliche Ausrichtung an die Interessen aller Anspruchsgruppen des Unternehmens."
Der Verwaltungsrat bekräftigt die Prioritäten von OC Oerlikon, nämlich Entschuldung, Stärkung der Bilanz und erfolgreiche Umsetzung aller beschlossenen Restrukturierungspläne, um das Unternehmen zur Profitabilität zurückzuführen. Das beinhaltet die Berücksichtigung sämtlicher Optionen mit dem Ziel, Oerlikons Geschäftseinheiten dahingehend zu entwickeln, dass diese und ihre Mitarbeiter ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich innerhalb oder ausserhalb der Gruppe fortsetzen können.
Hans Ziegler übernimmt die Aufgaben des CEO bis der Verwaltungsrat einen neuen CEO im Rahmen eines Rekrutierungsprozesses innerhalb des Unternehmens oder extern ausgewählt hat.
Im ersten Halbjahr 2009 ging der Konzernumsatz aus fortgeführten Aktivitäten um 40 Prozent auf CHF 1,4 Mrd. zurück. Der EBIT sank auf CHF -164 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF -147 Mio.). Das um die Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen bereinigte Betriebsergebnis betrug CHF -131 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF 116 Mio.). Währungseffekte beeinflussten den Umsatz um CHF -56 Mio. und erhöhten den EBIT um CHF 12 Mio. Das Konzernergebnis der Gruppe erreichte CHF -99 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF -313 Mio.). Das Konzernergebnis im ersten Halbjahr 2008 wurde durch Goodwillabschreibungen in Höhe von CHF 343 Mio. beeinträchtigt, wohingegen im ersten Halbjahr 2009 der Verkauf der Unternehmenseinheit Oerlikon Space das Konzernergebnis positiv beeinflusste. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 trugen die nicht fortgeführten Geschäftstätigkeiten CHF 112 Mio. zum Konzernergebnis bei. Das Eigenkapital betrug CHF 1 061 Mio. (31.12.2008: CHF 1 118 Mio.), was einer leichten Verbesserung der Eigenkapitalquote auf 21 Prozent des Gesamtvermögens entspricht. Die Nettoverschuldung stand bei CHF 1 826 Mio. (31.12.2008: CHF 1 702 Mio.).
Übersicht nach Geschäftsbereichen
Bei Oerlikon Textile stabilisierte sich der seit Ende 2007 erfahrene Bestellungsrückgang im ersten Halbjahr auf einem historisch tiefen Niveau. Dies führte im Textilsegment zu einem Umsatz in Höhe von CHF 430 Mio. (-55 Prozent) und einem Bestellungseingang von CHF 476 Mio. (-47 Prozent). Das weitreichende Restrukturierungsprogramm mit dem Ziel, die Gewinnschwelle bis 2010 um CHF 500 Mio. zu senken, federte die Auswirkungen des starken Volumeneinbruchs ab und wird in den nächsten Monaten voraussichtlich weitere Leistungsverbesserungen bewirken. In der ersten Jahreshälfte 2009 betrug der EBIT -118 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF -214 Mio.). Der EBIT des ersten Halbjahres 2008 war durch Goodwillabschreibungen in Höhe von CHF 200 Mio. beeinträchtigt worden.
Bei Oerlikon Drive Systems hielt der Abwärtstrend des ersten Quartals weiter an. In der ersten Jahreshälfte 2009 verbuchte das Segment einen Umsatzrückgang um 40 Prozent auf CHF 377 Mio. bei einer Verminderung des Bestellungseingangs um 56 Prozent auf CHF 277 Mio. Der EBIT betrug CHF -20 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF 39 Mio.). Als Antwort auf das anspruchsvolle Marktumfeld ergriff das Segment geeignete Kosteneinsparungs- und Restrukturierungsmassnahmen und lancierte neue Produktinitiativen.
Oerlikon Coating erzielte im ersten Halbjahr 2009 dank frühzeitigem und striktem Kostenmanagement, welches zu einer Trendwende im Ertrag und einer Verbesserung des EBIT im zweiten Quartal führte, insgesamt ein ausgeglichenes Ergebnis vor Restrukturierungskosten (CHF 5 Mio.). Der Umsatz verringerte sich um 41 Prozent auf CHF 158 Mio., bedingt durch eine ausserordentlich schwache Nachfrage im Werkzeugbeschichtungs- und Automobilmarkt. Der EBIT betrug CHF -6 Mio.
Oerlikon Solar gewann an neuer Dynamik durch einen neuen Grossauftrag für eine End-to-End 120 MW-Micromorph-Dünnschicht-Produktionslinie von Nano Solar Technology (NST), eines neugegründeten, russischen Hightech-Unternehmens und Joint Ventures zwischen der Renova Gruppe und der Russian Corporation of Nanotechnologies (Rusnano). Bislang ist dies der grösste Auftrag in der Dünnschichtindustrie im Jahr 2009. In Folge der Erweiterung eines bestehenden Projekts des in Griechenland ansässigen Kunden HelioSphera im zweiten Quartal des laufenden Jahres, erzielte Oerlikon Solar eine Umsatzsteigerung von 34 Prozent auf CHF 286 Mio. Der Bestellungseingang wuchs um 10 Prozent auf CHF 497 Mio. Ein Anschlussauftrag des taiwanesischen Kunden CMC SunWell aus dem Jahr 2008 wurde aus dem Bestellungsbestand eliminiert. Der Bestellungsbestand erreichte CHF 466 Mio. Bedeutende laufende Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in den Kundenservice beeinflussten die Ertragslage und führten zu einem EBIT vor Restrukturierungs- und einmaligen Kosten von lediglich CHF 9 Mio. bzw. zu einem EBIT von CHF 0. Oerlikon Solar ist auf gutem Weg, seine Position als Marktführer im Jahr 2009 weiter auszubauen.
Bei Oerlikon Vacuum verringerte sich der Umsatz um 38 Prozent auf CHF 149 Mio. und der Bestellungseingang fiel um 43 Prozent auf CHF 145 Mio. Dank wirksamer, seit Ende 2008 laufender Gegenmassnahmen zeigt das Gesamtresultat für die ersten sechs Monate einen positiven EBIT von CHF 2 Mio.
Das Segment Advanced Technologies erfuhr im ersten Halbjahr 2009 eine grundlegende Neuausrichtung und Restrukturierung. Die Geschäftseinheiten Oerlikon Space, Esec und Optics sowie weitere Teile von Oerlikon Systems (Wafer-Etch-Geschäft in St. Petersburg, USA) wurden verkauft. Die verbleibenden Einheiten von Oerlikon Systems litten weiterhin unter einem schwachen Halbleitermarkt. In der Folge sank der Umsatz von Advanced Technologies um 59 Prozent auf CHF 28 Mio. Der Bestellungsseingang betrug CHF 32 Mio. (-64 Prozent), der EBIT CHF -12 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF -68 Mio., inklusive CHF 50 Mio. Wertberichtigung auf Goodwill).
Beschleunigte Restrukturierung
Im gesamten Unternehmen wurden Massnahmen zur Kostensenkung beschleunigt und teilweise erweitert. Über 700 Kostensenkungsmassnahmen wurden identifiziert. Dazu zählen die Konsolidierung von Standorten, die Einstellung von Produktlinien, Nachverhandlungen mit Lieferanten, befristete Werkschliessungen, Urlaubsverlängerungen, Entlassungen, Kurzarbeit, Einstellungs- und Gehaltstopps.
Zu den wichtigsten Restrukturierungsmassnahmen im ersten Halbjahr 2009 zählten:
- Oerlikon Textile: Beginn der Konsolidierung von drei Produktionsstandorten in Deutschland, Abbau von 700 Mitarbeitenden weltweit und Einführung von Kurzarbeit für rund 2 000 Mitarbeitende;
- Oerlikon Drive Systems: Kurzarbeit für rund 1 300 Mitarbeitende, Entlassung von rund 330 Mitarbeitenden und Einleitung der Schliessung eines Produktionsstandortes in Tschechien;
- Oerlikon Coating: erhebliche Kapazitätsanpassungen durch die vollständige oder befristete Schliessung von sieben Beschichtungszentren, wobei 230 Stellen abgebaut wurden.
Insgesamt hat das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2009 fast 1 500 Stellen abgebaut.
Aufgrund der Marktentwicklung haben Verwaltungsrat und Management jetzt beschlossen, im zweiten Halbjahr und darüber hinaus weitere Massnahmen zur Kostensenkung und Restrukturierung zu ergreifen. In Summe werden die im Jahr 2009 und danach eingeführten Massnahmen zu einer Senkung wiederkehrender Kosten von bis zu CHF 400 Mio. im Vergleich zu 2008 führen. Das impliziert einen geplanten Stellenabbau von etwa 2 500 Arbeitsplätzen ab der zweiten Jahreshälfte 2009. Die Restrukturierungskosten für 2009 werden sich voraussichtlich auf insgesamt rund CHF 130 Mio. belaufen. Im ersten Halbjahr 2009 sind hiervon bereits CHF 26 Mio. angefallen. Für das Jahr 2010 sind weitere Restrukturierungskosten von über CHF 30 Mio. geplant.
Sicherstellung der finanziellen Stabilität
Der Oerlikon Konzern verzeichnete wichtige Erfolge hinsichtlich der Finanzierung des Unternehmens. Die eingeleiteten Massnahmen zur Optimierung des Nettoumlaufvermögens und des Cashflows haben sich positiv ausgewirkt. Wie angekündigt wurde der Investitionsaufwand deutlich reduziert und betrug im ersten Halbjahr 2009 CHF 80 Mio. (-43 Prozent). Das Verhältnis von Investitionsaufwand zu Abschreibungen beträgt damit für das erste Halbjahr 2009 0,7 (Vorjahr: 1,2). Der Cashflow aus Geschäftstätigkeit vor Änderungen im Nettoumlaufvermögen sank in der ersten Jahreshälfte 2009 auf CHF -28 Mio. (Vorjahreszeitraum: CHF 197 Mio.), vor allem aufgrund der gesunkenen Erträge.
Das Unternehmen erzielte Anfang Juni eine Einigung mit dem Bankenkonsortium hinsichtlich der Ergänzungen des Kreditrahmens von CHF 2,5 Mrd. Alle 23 Banken des Konsortiums stimmten der neuen Vereinbarung zu. Umfang und Grundlagen des Kreditrahmens bleiben unverändert. Die Struktur der Kreditklauseln (Covenants) und die Kosten wurden den Geschäftsaussichten von Oerlikon sowie den veränderten Marktbedingungen angepasst. Die Zinsen liegen nun in einer Bandbreite von 175 bis 450 Basispunkten über LIBOR. Die bestehende Klausel „Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA" wurde den aktuellen Business-Plänen angeglichen. Zusätzlich wurden spezielle Bedingungen hinsichtlich Investitionen, Eigenkapitalquote und Zinsdeckungsgrad vereinbart. Des Weiteren sieht die Neufassung des Kreditrahmenvertrags marktübliche strukturelle Erweiterungen vor, etwa Verpfändung von Anteilen wesentlicher Tochtergesellschaften. Einzelne Vermögenswerte wurden nicht als Sicherheit hinterlegt. Die Neuverhandlung des Konsortialkredits ist der erste wichtige Schritt, um die finanzielle Basis des Konzerns nachhaltig zu festigen. Weitere Massnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals der Gruppe werden derzeit geprüft.
Auch im ersten Halbjahr 2009 präsentierten die Geschäftseinheiten des Oerlikon Konzerns zahlreiche Innovationen und neue Produkte. Auch nach einer notwendigen Straffung im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) investierte Oerlikon noch immer CHF 100 Mio. in Innovationen.
Ausblick: Rückkehr in die Gewinnzone im Jahr 2010
Eine Prognosesicherheit ist weiterhin nicht gegeben. Konkrete Umsatz- und Gewinnvorhersagen erscheinen deshalb nicht sinnvoll. Vorläufig beschränkt sich das Unternehmen auf richtungweisende Trendaussagen. Oerlikon wird zu spezifischen Prognosen zurückkehren, sobald die Märkte wieder ein ausreichendes Mass an Zuverlässigkeit erlangt haben.
Das Textilgeschäft verbuchte auch im zweiten Quartal 2009 einen höheren Bestellungseingang als Umsatz. Damit setzte sich die positive Entwicklung des ersten Quartals fort. Im Chemiefasermarkt zeichnet sich ein nachhaltiger Aufschwung ab und lässt insgesamt im zweiten Halbjahr 2009 höhere Umsätze erwarten. Oerlikon Drive Systems rechnet mit einer Stabilisierung des Geschäfts im zweiten Halbjahr 2009. Dies gilt auch für Oerlikon Coating, Vacuum und Systems, die schwache Zeichen einer Erholung, jedoch noch nicht eines nachhaltigen Aufschwungs, verzeichnen. Oerlikon Solar erwartet weiterhin ein gleichbleibendes bis leicht rückläufiges Volumen im Vergleich zu 2008.
Insgesamt erwartet der Oerlikon Konzern im zweiten Halbjahr 2009 leicht höhere Volumen sowie erste Zeichen einer Aufwärtsbewegung beim Betriebsergebnis. Eine nachhaltige Erholung ist hingegen frühestens für 2010 zu erwarten, wobei hier die entscheidenden Impulse voraussichtlich aus dem asiatischen Raum ausgehen werden. Die sich aktuell verstärkenden positiven Anzeichen vor allem aus China sind ermutigend.
Erklärtes Ziel des Oerlikon Konzerns bleibt die Rückkehr in die Gewinnzone im Jahr 2010.
Die vorliegende Medienmitteilung enthält Informationen, die auf dem heutigen Kenntnisstand beruhen. Unvorhersehbare Risiken und Einflüsse können unter Umständen Abweichungen von den gemachten Ausführungen bewirken. Aufgrund von Rundungsdifferenzen kann es zu Unterschieden in den ausgewiesenen Werten kommen.