Oerlikon setzt Konzernprogramm konsequent um
- Bestellungseingang CHF 599 Mio., 46 Prozent tiefer als im 1. Quartal 2008
- Umsatz CHF 657 Mio., minus 42 Prozent
- Top-Prioritäten in der Umsetzung:
- Restrukturierung von Oerlikon Textile und Graziano, gruppenweite Ergebnissicherung
- Finanzielle Stabilität, Anpassung des Konsortialkredites verläuft nach Plan
- Weitere Fokussierung des Portfolios - Fortgeführte F+E-Investitionen in Schlüsseltechnologien, insbesondere bei Solar
Pfäffikon SZ, 23. April 2009 - Der Oerlikon Konzern wurde im ersten Quartal 2009 von der globalen Rezession erfasst. Selbst Oerlikon Kerngeschäfte, die sich 2008 noch weitgehend widerstandsfähig zeigten, spürten die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. In Antizipation eines weiterhin herausfordernden Marktumfeldes 2009 hat Oerlikon ein unternehmensweites Programm mit drei Stossrichtungen ausgerollt. „Wir antworten auf die aktuelle Marktlage mit umfangreichen Massnahmen zur Restrukturierung und Ergebnissicherung, Schritten zur Sicherung der finanziellen Stabilität sowie mit einer weiteren Fokussierung des Portfolios", sagt CEO Dr. Uwe Krüger.
Der Bestellungseingang der fortgeführten Aktivitäten des Oerlikon Konzerns lag mit CHF 599 Mio. um 46 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Der Bestellungsbestand erreichte einen Wert von CHF 1 298 Mio. (-24 Prozent). Der Umsatz des Oerlikon Konzerns verzeichnete im ersten Quartal 2009 einen Rückgang von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf CHF 657 Mio. Ursache der deutlichen Volumina-Rückgänge ist die sich verschärfende globale Rezession, welche in Verbindung mit der anhaltenden Krise im Finanzsektor die wesentlichen Märkte von Oerlikon erfasst hat. Vor dem Hintergrund einer schwachen Nachfrage ist zusätzlich die Finanzierung von Grossprojekten im Maschinen- und Anlagenbau zurzeit deutlich erschwert. Von dieser Entwicklung sind namentlich die Segmente Solar und Textile betroffen. „Die rückläufigen Märkte, die im letzten Quartal 2008 erstmals weitreichend spürbar wurden, haben sich zum Jahresbeginn weiter abgeschwächt. Die eingeleiteten Gegenmassnahmen wurden Anfang des Jahres verstärkt und werden insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2009 dazu beitragen, die Folgen dieses starken Rückgangs zu dämpfen", kommentiert CEO Dr. Krüger.
Die anhaltende Schwäche des globalen Textilmarkts führte bei Oerlikon Textile im ersten Quartal 2009 zu einer Umsatzeinbusse von 58 Prozent auf CHF 196 Mio. gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Kerngeschäfts-felder Oerlikon Coating, Solar und Vacuum verzeichneten aufgrund der weltweit rückläufigen Industrieproduktion Umsatzeinbussen von über 30 Prozent. Stark betroffen vom Einbruch vor allem in transportbezogenen Sektoren war Oerlikon Drive Systems mit einem Minus von 31 Prozent auf CHF 213 Mio.
In Erwartung einer weiteren Verschlechterung entwickelten alle Geschäftseinheiten gegen Ende des Jahres 2008 Pläne zur Ergebnissicherung. Diese Pläne wurden Anfang 2009 erweitert und in ein umfassendes Unternehmensprogramm integriert. Dieses fokussiert auf drei Stossrichtungen: Restrukturierung und Ergebnissicherung, Sicherstellung der finanziellen Stabilität des Unternehmens sowie die weitere Fokussierung des Portfolios auf die Kerntechnologien Oberflächen/Grenzflächen. An der Umsetzung dieser drei Arbeitsschwerpunkte wird gegenwärtig mit Hochdruck gearbeitet.
Restrukturierung: In den ersten drei Monaten 2009 hat sich der Personalbestand um fast 700 Mitarbeitende auf 17 710 reduziert. Im gesamten Konzern beläuft sich die Anzahl Beschäftigter in Kurzarbeits-Programmen auf fast 6 000. Oerlikon Textile setzt konsequent das Simplify-Programm um, das eine Reduktion der Produktionsstätten um 50 Prozent, des Produktportfolios um 25 Prozent und der Fixkosten um 20 Prozent bis 2010 zum Ziel hat. Weitere Massnahmen haben den Zweck, die Gewinnschwelle (Break Even) um weitere CHF 200 Mio. zu senken, mit dem Ziel einer Gesamtreduktion von CHF 500 Mio. bis 2010 (verglichen mit 2007). Oerlikon Drive Systems ist im Begriff, mit einem umfassenden Massnahmenpaket die betriebliche Flexibilität und Profitabilität zu steigern. Hier befinden sich rund 3'000 Beschäftige in Kurzarbeit. Oerlikon Balzers gab im März bekannt, weltweit weitere 250 Stellen abzubauen. Oerlikon Solar wird die Belegschaft um 60 Stellen reduzieren. Bei Oerlikon Vacuum befinden sich aktuell 750 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Trotz der angespannten Situation steht Oerlikon zu seinen Verpflichtungen in der Ausbildung junger Menschen. Die Zahl neuer Auszubildender am Standort Trübbach/Balzers wird 2009 auf fast 100 sogar leicht zunehmen.
Finanzierung: Ebenfalls angelaufen sind Aktivitäten zur Optimierung des Cash-flows, zur Verringerung des Umlaufvermögens und zur mittelfristigen Stärkung der Bilanz. Neben der Reduktion der Investitionen unter das Abschreibungsniveau, einer konsequenten Fokussierung auf Schlüsselprojekte im Bereich F+E und weiterer Einschnitte bei Gemeinkosten wird der Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien angestrebt. Zusammen mit bereits definierten Massnahmen zur Absenkung des Umlaufvermögens wurde insgesamt ein Verbesserungspotential von mehr als CHF 300 Mio. identifiziert. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an einer Anpassung des Konsortialkredits. Ergebnisse werden für das zweite Quartal 2009 erwartet. Eigenkapital-massnahmen werden evaluiert.
Portfolio: Fortschritte verzeichnete die weitere Fokussierung des Portfolios mit dem Abschluss des Verkaufs von Oerlikon Esec an die niederländische BE Semiconductor Industries N.V. sowie des Management Buy-outs des Etch-Geschäfts am US-Standort St. Petersburg. Damit hat Oerlikon die Abhängigkeit gegenüber der Halbleiterindustrie auf weniger als drei Prozent des Umsatzes reduziert. Weitere Verkäufe werden geprüft.
„Wir sind überzeugt, dass Oerlikon mittels der konsequenten Umsetzung der drei Arbeitspakete in diesem widrigen Geschäftsumfeld bestehen wird", sagt Oerlikon CEO Dr. Krüger.
Ausblick
Oerlikon gibt für das laufende Jahr aufgrund der geringen Visibilität in wesentlichen Märkten weiterhin keine detaillierte Umsatz- oder Gewinnprognose. Obwohl auf tiefem Niveau, weist der im Vergleich zum Vorquartal um 19 Prozent gestiegene Auftragseinang des frühzyklischen Textilgeschäfts im ersten Quartal 2009 auf die Möglichkeit einer Erholung auch in anderen Märkten hin. Besonders für Oerlikon Solar wird für das zweite Halbjahr 2009 eine Normalisierung des Geschäftsgangs erwartet. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass aus den laufenden Verhandlungen mit unseren Kunden bis dahin mindestens ein grosser Auftrag resultiert", kommentiert CEO Dr. Uwe Krüger. Breit angelegte Konjunkturprogramme und die zunehmende Bereitschaft der Banken, wieder Neugeschäfte zu finanzieren, werden die Aufhellung des Geschäftsklimas weiter unterstützen.
Entwicklungen in den Segmenten
Oerlikon Textile
Im ersten Quartal erreichte Oerlikon Textile einen Umsatz von CHF 196 Mio. (-58 Prozent), einen Bestellungseingang von CHF 236 Mio. (-45 Prozent) sowie einen Bestellungsbestand von CHF 502 Mio. (-31 Prozent). Die im Vorjahresvergleich hohen Einbussen spiegeln die anhaltende Schwäche im globalen Textilmarkt wider. Verglichen mit dem letzten Quartal des Jahres 2008 stiegen der Bestellungseingang um 19 Prozent und der Bestellungsbestand um 13 Prozent. Das Book-to-Bill-Verhältnis grösser 1 ist ein Indikator, dass die Talsohle im Textilmaschinenmarkt erreicht wurde. Erste Anzeichen einer Erholung sind auf dem chinesischen Markt erkennbar. Hier machen sich die staatlichen Fördermassnahmen vor allem im Chemiefasermarkt erstmals positiv bemerkbar. Die laufenden Restrukturierungsmassnahmen („Simplify Oerlikon Textile") werden wie angekündigt konsequent umgesetzt. Bis 2010 werden die Produktionsstätten um 50 Prozent, das Produktportfolio um 25 Prozent und die Fixkosten um 20 Prozent reduziert. Weitere Massnahmen haben zum Ziel, die Gewinnschwelle um zusätzliche CHF 200 Mio. bis 2010 zu senken, um insgesamt eine Reduktion von CHF 500 Mio. im Vergleich zu 2007 zu erreichen. Um dieses Ziel zeitnah und flexibel zu erreichen, hat Oerlikon Textile die Strategie eines integrierten Gesamt-Lösungsanbieters aufgegeben. Die einzelnen Business Units stehen unmittelbar in der Verantwortung und berichten direkt an den COO des Oerlikon Konzerns Thomas Babacan.
Oerlikon Coating
Das Segment Oerlikon Coating spürte im ersten Quartal 2009 in vollem Umfang die globale Rezession. Der Umsatz reduzierte sich um 32 Prozent von CHF 123 Mio. auf CHF 84 Mio. Das Servicegeschäft, das rund 90 Prozent des Segmentumsatzes ausmacht, war mit einer Einbusse von 38 Prozent noch stärker betroffen. Vor allem die starken Einbrüche in den schwierigen Automobil- und Werkzeugindustrie-Sektoren führten zum Umsatzrückgang bei Oerlikon Coating. Das Segment implementierte bereits Ende 2008 umfangreiche Massnahmen zur Ergebnissicherung, die ab dem ersten Quartal 2009 wirksam wurden. Während der Berichtsperiode wurden mit dem Abbau von weltweit 250 Stellen und der geplanten Schliessung von zwei Standorten in Europa weitere Massnahmen ergriffen. Dessen ungeachtet setzte Oerlikon Coating mit der Eröffnung dreier neuer Beschichtungszentren in Asien seine regionale Expansion fort und ist mit 87 Standorten in 31 Ländern mit Abstand Weltmarktführer der Beschichtungsindustrie. Die Pläne für den Start eines ersten Coating Centers in Russland zur Jahresmitte bleiben bestehen. Im zweiten Halbjahr 2009 erwartet das Segment eine gewisse Erholung der Nachfrage.
Oerlikon Solar
Oerlikon Solar konnte im ersten Quartal keine nennenswerten Aufträge abschliessen und arbeitet die bestehenden Projekte weiter ab. Der Umsatz nahm um 32 Prozent auf CHF 51 Mio. ab. Der Bestellungeingang betrug CHF 11 Mio. (-40 Prozent), der Bestellungsbestand CHF 390 Mio. (-3 Prozent). Aufgrund der globalen Finanzkrise haben die Oerlikon Solar-Kunden neue Aufträge bzw. Erweiterungsinvestitionen verschoben. Mit Kurzarbeit für 200 Mitarbeitende sowie dem Abbau von 60 Stellen passt das Segment seine Kapazitäten der aktuellen Situation an. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind von den Kürzungen nicht betroffen, an dem Fahrplan zur Erreichung der Netzparität bis 2010 wird festgehalten. Zusammen mit dem japanischen Konzern Tokyo Electron (TEL), einer der weltweit führenden Lieferanten innovativer Halbleiterfertigungsanlagen, gab Oerlikon Solar eine strategische Vertriebs- und Servicekooperation bekannt und stärkt damit seine Präsenz auf dem asiatischen Markt. Oerlikon Solar rechnet mit einer Verbesse¬rung der Finanzierungsbedingungen im zweiten Halbjahr 2009 und einer sukzessive Rückkehr zu einem normalisierten, wachstumsstarken Geschäftsverlauf. Stimulierungsprogramme und Subventionen für erneuerbare Energien, wie sie etwa von der chinesischen, der japanischen oder der amerikanischen Regierung angekündigt wurden, werden die Nachfrage zusätzlich erhöhen. Die mittel- bis langfristige Marktprognose für Dünnfilm-Silizium-Solarmodule mit zweistelligen Wachstumsraten bleibt intakt. Oerlikon Solar ist vorsichtig optimistisch, dass die gegenwärtigen Verhandlungen mit Kunden im Verlauf des Jahres zu neuen Aufträgen führen werden.
Oerlikon Vacuum
Der weltweite Einbruch im Investitionsgütermarkt führte bei Oerlikon Vacuum zu einem Umsatzrückgang um 36 Prozent auf CHF 75 Mio. Der Bestellungseingang erreichte CHF 75 Mio. (-42 Prozent), der Bestellungsbestand lag bei CHF 71 Mio. (-16 Prozent). Betroffen waren sämtliche Regionen und Märkte wie die Prozessindustrie, Analytik, Forschung sowie Solar. Das Lösungsgeschäft zeigte sich mit nur geringen Einbussen weitgehend stabil. Als Antwort auf das schwache Marktumfeld hat Oerlikon Vacuum für 750 Mitarbeiter Kurzarbeit eingeführt. Darüber hinaus ergreift das Segment seit dem vierten Quartal 2008 Sparmassnahmen. Weitere Schritte können nicht ausgeschlossen werden. Fortsetzen konnte das Segment im ersten Quartal den Rollout neuer, innovativer Produkte wie der neuen Wälzkolbenpumen-Generation RUVAC. Mit der Fortführung der Produktoffensive macht sich das Segment fit für den nächsten Aufschwung.
Oerlikon Drive Systems
Im Segment Oerlikon Drive Systems fiel der Umsatz im ersten Quartal 2009 um 31 Prozent auf CHF 213 Mio. Der Bestellungseingang verringerte sich um 51 Prozent auf CHF 158 Mio, der Bestellungsbestand ging um 34 Prozent auf CHF 145 Mio. zurück. Nach Jahren überproportionalen Wachstums schlägt damit die Rezession voll auf die Märkte des Segments durch. Betroffen sind neben Sportwagen Bau- und Landmaschinen sowie das Bahn- und Transportsegment. Der Energiesektor (Öl, Bergbau, Windenergie) zeigt sich am stabilsten. Oerlikon Drive Systems reagiert auf die Marktlage mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm sowie einer weiteren Globalisierung zur Erschliessung neuer Geschäftsfelder und Marktanteile in China und Indien. Zudem wird die Integration der beiden Business Units Graziano und Fairfield weiter vorangetrieben, etwa im Einkauf oder der Belieferung von Kunden. Oerlikon Drive Systems konzentriert sich neben dem etablierten Geschäft besonders auf die Markterschliessung kommender Wachstumsmärkte im Bereich Clean Techologies mit neuen Produkten etwa für emissionsfreie elektrische Antriebe oder neue Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Segment geht für das zweite Quartal 2009 nicht von einer Erholung der Märkte aus.
Oerlikon Advanced Technologies
Im Segment Advanced Technologies, welches die Business Units Oerlikon Space und Oerlikon Systems beinhaltet, verringerte sich der Umsatz um 7,4 Prozent auf CHF 39 Mio. Bereinigt um Portfolio-Effekte der Business Unit Oerlikon Systems durch die Veräusserung des Magnetic Media- und des Etch-Geschäfts am US-Standort St. Petersburg nahm der Umsatz um knapp 2 Prozent zu. Der Bestellungseingang fiel um 61 Prozent auf CHF 34 Mio., der Bestellungsbestand ging um 30 Prozent auf CHF 190 Mio. zurück. In der Business Unit Oerlikon Systems konnten die Fortschritte im Bereich Advanced Nanotechnology die schwachen Märkte für Halbleiter und Optical Disc noch nicht kompensieren.
Oerlikon Space hingegen setzte auch im ersten Quartal 2009 in einem stark regulierten Markt seinen Wachstumskurs fort.
Die vorliegende Medienmitteilung enthält Informationen, die auf dem heutigen Kenntnisstand beruhen. Unvorhersehbare Risiken und Einflüsse können unter Umständen Abweichungen von den gemachten Ausführungen bewirken. Aufgrund von Rundungsdifferenzen kann es zu Unterschieden in den ausgewiesenen Werten kommen.