Es hat die Größe und das Aussehen eines Radiergummis. Schwarzes Gehäuse, leicht aufgeraute Oberfläche, in die ein kleines oranges V eingelassen ist. Schick sieht es aus, das Vmaxpro. Doch was dieses kleine Gerät außergewöhnlich macht, ist sein Innenleben, das schon bald den Breitensport erobern könnte. Dass es darüber hinaus eine Geschichte über additive Fertigung erzählt, macht es umso spannender. Magdeburg, Lorenzweg 43. Das Büro der Blaumann & Meyer – Sports Technology UG befindet sich im ersten Stock einer gelben Jugendstilvilla. Marcel Blaumann wartet schon. Ein sportlicher junger Mann, der leidenschaftlich erzählt über sein Produkt. Alles selbst entwickelt, sagt er, von der Elektronik über das Design bis zur dazugehörigen App. Und natürlich will er seinem Besucher umgehend demonstrieren, wie es funktioniert. Blaumann holt eine Hantel und legt sie auf den Boden. Das Vmaxpro haftet per Magnet an der Stange. Blaumann aktiviert die App auf seinem Smartphone. Er wählt die Kategorie Muskelaufbau und die Übung Kreuzheben. Die App, dein Freund und Trainer Was nun passiert ist faszinierend. Künstliche Intelligenz trifft auf Power. Die App gibt vor: 55 kg, drei Wiederholungen zum Aufwärmen. Blaumann hebt die Hantel drei Mal. Das Sys- tem meldet die Bewegungsgeschwindigkeit in Sekunden pro Meter. Auf dem Smartphone erscheint sofort das tagesformabhängige Maximalgewicht (196 kg) sowie das optimale Gewicht (142 kg) für die Trainingseinheit. Die nächste Vorgabe: 142 kg bei fünf bis sechs Wiederholungen. Eine Grafik zeigt neben- her an, welchem Reiz die Muskulatur am meisten ausgesetzt wird. »Das System«, so Blaumann, »interpretiert alle zur Verfügung stehenden Daten: Geschwindig- keit beim Heben, frühere Trainingsleistung, allgemeine sportwissenschaftliche Erkennt- nisse sowie meine Tagesform. Daraus errech- net es das optimale Krafttraining für mein individuelles Trainingsziel.« Lösungen 29 Marcel Blaumann Geschäftsführer, Blaumann & Meyer – Sports Technology UG Er hat in Mannheim Mechatronik studiert und anschließend für ABB, einen Energie- und Technikkonzern mit Hauptsitz in Zürich, gearbeitet. In seiner Freizeit betrieb er Mixed Martial Arts, eine Kampfsportart, für die auch Krafttraining nötig ist. »Die Gefahr bei Krafttraining«, so Blaumann, »liegt in der Überlastung, die zu Verletzungen führt. Macht man eine Übung zu schwer, wächst das Verletzungsrisiko. Macht man sie zu leicht, bleiben die Erfolge aus. Die Frage, wie man das Krafttraining optimieren kann, hat mich immer beschäftigt.« Algorithmen, die stark machen Die Frage begleitet ihn auch während seines zweiten Studiums. Studiengang Sport und Technik in Magdeburg. Blaumann weiß: »Die Geschwindigkeit ist zentral. Beim Gewicht- heben etwa weiß ein Athlet, wenn er eine gewisse Geschwindigkeit erreicht, schafft er das Gewicht.« Es gibt zwar Geräte, die beim Krafttraining die Geschwindigkeit messen, aber sie sind extrem kostspielig und werden daher nur im Profisport eingesetzt, wobei auch die Bewegung der Hantelstange erfasst und ausgewertet wird. »80 Prozent dessen, was ein Athlet falsch oder richtig macht, lässt sich an der Bewegung der Hantelstange erkennen.« BEYOND SURFACES 01|2019