22 überzeugt, dass die Osseointegration von einem 3D-Druckteil profi tiert, und ich möchte ein additiv hergestelltes Gelenk bekommen.‹« Berufl ich wirbt Shepard für die Vorteile von 3D-gedruckten Gelenken, welche die Knochen- struktur nachahmen und somit eine schnellere und vollständigere Osseointegration ermöglichen. »Die natürliche Struktur, die ein Knochen aufweist, wird ganz zufällig auf die Außenseite einer Hüftgelenks- pfanne gedruckt«, erklärt sie. »Die Vertiefungen in der Oberfl äche geben dem wachsenden Knochen die Möglichkeit, sich am Implantat zu fi xieren. Früher – vor den additiven Fertigungsmöglich- keiten – hieß das: Je glatter die Oberfl äche, desto schwieriger war es für den Knochen, darauf zu haften; deshalb wurde eine Titanium-Beschichtung aufgesprüht. Dank der additiven Fertigung hinge- gen wird heute die Zufallsstruktur schon während des Prozesses gedruckt und ist integraler Bestand- teil des Implantats.« Ihr Chirurg war begeistert davon, eine Patientin zu haben, die interessiert war und sich gleichzeitig mit der Materie auskannte; und ihre Kollegen wiederum waren von dem von ihr gewählten Modell so angetan wie sonst nur von einem neuen Auto oder einem neuen Smartphone, erzählt sie lachend. »Du musst dranbleiben.« Für ein positives Ergebnis sei es aber auch extrem wichtig, dass man nach der Operation gut unterstützt wird – auch zu Hause: »Mein Mann wusch und trocknete meine Füße, zog mir die Socken an und achtete auch sonst darauf, dass ich mich sechs Wochen lang an meiner Taille nicht beugte«, sagt Shepard. »Sich sechs Wochen lang nicht zu bücken oder sich zu drehen – was das für eine Einschränkung ist, wird einem erst bewusst, wenn man selbst davon betroffen ist!« Darüber hinaus betont sie die Bedeutung der Physiotherapie. »Mach, was dir gesagt wird, und alles wird gut. Viele Leute glauben, dass nach der Operation alles überstanden ist, aber das ist nicht richtig. Du musst weiter dranbleiben.« Drei Wochen nach der Operation fühlte Shepard, dass sie bald schmerzfrei sein könnte, und nach zehn Wochen konnte sie in 20 Minuten beinahe zwei Kilometer zurücklegen. »Ich habe früher fünf Kilometer in etwa 50 Minuten geschafft – es kommt also in etwa hin «, sagt sie. Sie freut sich nun darauf, an einem Physiotherapieprogramm für Sportler teilzunehmen. Denn der Sinn dieses additiv hergestellten Hüftimplantats bestand darin, ihr aktives Leben, das sie so liebt, uneinge- schränkt weiter leben zu können. DIE BEVORZUGTE LÖSUNG FÜR AKTIVE MENSCHEN Wie optimal die Ergebnisse nach einer Hüftoperation sind, hängt von drei Faktoren ab; der Qualität des Implantats, dem medizinischen Team und dem Engagement des Patienten. »Die Operation von Nancy Shepard ist ein perfektes Beispiel dafür«, sagt ihr Orthopäde. Dr. Hernan Prieto, Experte für Hüftendoprothesen, erwähnt vor allem zwei wichtige Fortschritte, die in den letzten zehn Jahren bei künstlichen Hüftgelenken gemacht wurden: die Materialien, aus denen Implantate hergestellt werden, und die verwendeten Operationstechni- ken. »Wir streben minimal-invasive Techniken an. Das senkt die Komplikationsrate und die Patien- ten können schneller genesen«, so Dr. Prieto. Die Materialentwicklung kommt diesem chirurgischen Ziel entgegen, indem sie die Art und Weise, wie das Implantat am natürlichen Knochen des Patienten befestigt wird, verändert hat. »Vor 20 Jahren haben wir noch viel Zement gebraucht, um das Implantat am Knochen festzu- machen«, erklärt er. »Heutzutage verwenden wir Metallprothesen, deren Oberfl äche es dem Knochen ermöglicht, um das Implantat herum zu heilen und stabiler zu werden.« Damit, so Dr. Prieto, ist ein additiv hergestelltes Implantat die bevorzugte Option für aktive Menschen. Schließlich braucht es ein Hochleistungsimplantat, um mit einer Patientin wie Nancy Shepard Schritt halten zu können. BEYOND SURFACES 01|2020 Dr. Hernan Prieto, Nancys Orthopäde