Remscheid/Frankfurt, 7. Mai 2015 – Für das Oerlikon Manmade Fibers Segment gehört Nachhaltigkeit zu den Grundsätzen im Umgang mit Kunden und eigenen Mitarbeitern. Mit seinen Marken Oerlikon Barmag und Oerlikon Neumag ist das Unternehmen Weltmarktführer im Bereich Filamentspinnanlagen für Chemiefasern, Texturiermaschinen, BCF-, Stapelfaserspinn- und Vliesstoffanlagen. André Wissenberg, Vice President und Head of Marketing, Corporate Communications and Public Affairs, schildert im Interview die Vielzahl von Aspekten, unter denen das Oerlikon Manmade Fibers Segment zukunftsorientierte Produkte und Anwendungen entwickelt.
André Wissenberg, seit 2007 Vice President und Head of Marketing, Corporate Communications and Public Affairs
Oerlikon Manmade Fibers Segment schont Ressourcen beim Bau und Betrieb seiner Maschinen und Anlagen
Herr Wissenberg, welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur des Oerlikon Manmade Fibers Segments?
Nachhaltigkeit spielt im Oerlikon Manmade Fibers Segment schon immer eine bedeutende Rolle. Die Entwicklung neuer Produkte und Kundenlösungen, aber auch die Produktion, Fertigung, Montage sowie der Vertrieb und Service durch unsere weltweit 2.500 Mitarbeiter unterliegen stets dem Anspruch, Ressourcen und Mitarbeiter zu schonen und zu schützen. Dazu haben wir unter anderem 2004 unser „e-save“-Programm ins Leben gerufen und über die Jahre durch weitere Initiativen im Bereich „Health, Safety and Environment“ konsequent erweitert.
Welche Vorteile ziehen Ihre eigenen Mitarbeiter aus Ihrem auf Nachhaltigkeit angelegten unternehmerischen Selbstverständnis?
Nachhaltigkeit bezieht sich ja auf die drei Bereiche Wirtschaft, Ökologie und Soziales. Hier sind wir dabei, in allen Bereichen kontinuierlich Verbesserungen für unsere Kunden, aber speziell auch für unsere Mitarbeiter zu erzielen. Im Bereich der Produktion wirkt sich das zum Beispiel darin aus, dass wir in den letzten Jahren im Rahmen des Oerlikon konzernweiten Operational-Excellence-Programms an allen Produktionsstandorten entsprechende Prozessverbesserungen vorgenommen haben.
In Remscheid wurde das neu entwickelte One-Piece-Flow-Konzept sowohl für die neue Montagelinie WINGS POY 1800 als auch für die Produktion der Changierbalken genutzt. Dadurch konnte nicht nur die Produktionskapazität um 15% erhöht werden, sondern es ergaben sich auch ergonomische Vorteile für die Montagemitarbeiter. Ebenso konnte der Energieverbrauch reduziert werden. Diese Erfahrungen nutzen wir auch an unseren anderen deutschen und den internationalen Standorten in China, Indien und USA. Wir sind darüber hinaus aber auch sehr aktiv beim Thema Gesundheitsmanagement. Von der altersgerechten Arbeitsplatzoptimierung über die Neugestaltung von Pausenräumen bis hin zu Ernährungsangeboten können unsere Mitarbeiter hier profitieren.
Welche finanziellen und personellen Ressourcen stehen dem Oerlikon Manmade Fibers Segment für Forschung und Entwicklung zur Verfügung?
Die gesamte Oerlikon-Gruppe investiert kontinuierlich in Innovationen, um ihre technologische Führungsposition zu stärken. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) stiegen 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 19,8% auf 121 Millionen CHF und liegen damit bei rund 4% des Umsatzes. Ihren konkreten Niederschlag fanden die F&E-Aktivitäten im letzten Jahr in der Anmeldung von 108 neuen Patenten.
Unser Oerlikon Manmade Fibers Segment mit den Marken Oerlikon Barmag und Oerlikon Neumag bietet als Weltmarktführer im Bereich Filamentspinnanlagen für Chemiefasern, Texturiermaschinen, BCF-, Stapelfaserspinn- und Vliesstoffanlagen Lösungen entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette. Wir stellen unseren Kunden stets Technologien auf dem neuesten Stand der Technik zur Verfügung. Mit jährlichen F&E-Ausgaben von rund 30 Millionen CHF, über 200 Ingenieuren und fast 1.200 Patenten bauen wir seit Jahrzehnten unsere Innovations-Führerschaft in der Chemiefaserindustrie aus.
Sind Ihre Kunden bereit, nachhaltige Technologien und größere Energieeffizienz der Produkte beider Marken zu honorieren?
Ja, denn unsere Lösungen steigern die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden und ermöglichen gegenüber anderen, teilweise im ersten Augenblick vermeintlich günstigeren Lösungen, einen schnelleren Return on Invest. Mittel- und langfristig betrachtet sind Kunden mit unseren Technologielösungen also deutlich erfolgreicher – in puncto Profitabilität und Qualität.
Was verbirgt sich hinter der „e-save“-Philosophie mit ihren vier Teilbereichen?
Die führende technologische Position des Oerlikon Manmade Fibers Segments basiert auf einer Unternehmenskultur, bei der zukunftsorientierte Entwicklungen und enge Partnerschaften eine große Bedeutung haben. Spitzenleistungen, Innovationskraft, Integrität und Teamgeist sind die Werte, die das tägliche Schaffen beschreiben, an dessen Ergebnissen unsere Mitarbeiter gern gemessen werden.
Mit der beständigen Ausweitung unserer „e-save“-Philosophie betreiben wir eine kontinuierliche Wertschöpfung und -steigerung mit hochwertigen und innovativen Lösungen für die Chemiefaserindustrie. Wir stehen weltweit für das beste Know-how in unserer Industrie. Dies ist der mehr als 90-jährigen Erfahrung in allen Bereichen der Chemiefaser-Produktionstechnologie geschuldet. Heute werden sämtliche Innovationen von uns unter den vier „e-save“-Aspekten „energy, economics, environment and ergonomics“ entwickelt. Die von uns entwickelten Produkte und Technologien versetzen unsere Kunden in die Lage, sich ihren nachhaltigen Erfolg am Markt zu sichern.
Lässt sich der Umfang der Energieeinsparungen bei der Textilproduktion durch Einsatz der neuesten Maschinen des Oerlikon Manmade Fibers Segments quantifizieren?
Unsere Produktlösungen insbesondere für die Chemiefaserspinnerei leisten einen großen Beitrag für nachhaltige und ökonomische Produktion. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele: Unsere neueste WINGS-Technologie (Winder Integrated Godet Solution) reduziert den durchschnittlichen Energieverbrauch pro Tonne beim Garntyp POY (Pre-oriented Yarn) um 40% und beim Garntyp FDY (Fully-drawn Yarn) sogar um 55% im Vergleich zu den Mitte der 90er Jahre produzierten Anlagen. Unsere aktuellen Lösungen sind also hochgradig energieeffizient.
Darüber hinaus steigern unsere neuen Technologien die Produktivität, wie ein weiteres Beispiel zeigt: Beim aktuellsten Modell des Garnwicklers WINGS FDY 32-end wurde die Effizienz gegenüber dem Vorgängermodell ACW FDY 12-end um das 2,6-Fache erhöht. Dazu trugen die größere Zahl der Garnenden und die Optimierung des Produktionsprozesses bei. Das Einsparpotenzial beim POY-Wickler liegt auf einem ähnlich hohen Niveau.
Wie gelingt es dem Oerlikon Manmade Fibers Segment, die negativen Einflüsse industrieller Produktion auf ein Minimum zu reduzieren?
Die industrielle Produktion hat immer Auswirkungen auf die Umwelt. Mit der konsequenten Minimierung dieser Effekte unterstreichen wir unsere Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft. Unsere deutschen Standorte in Remscheid, Neumünster und Chemnitz sind alle DIN ISO 50000-1 zertifiziert. Wir haben uns hier also ein strenges Energiemanagement auferlegt, das zu einer 1,5%-igen Energieverbrauchsreduzierung pro Jahr führen muss. Die Wiedergewinnung von Bohrölen aus zerspantem Metall mittels einer Zentrifuge oder die Aufbereitung von Schmierfetten, das Abfallrecycling und die Energierückgewinnung durch Wärmetauscher sind andere Beispiele wie wir nachhaltig mit Ressourcen umgehen.
Auf Kundenseite beachten wir diese Aspekte genauso: Die Herstellung textiler Produkte und die dabei zum Einsatz kommenden Komponenten, Maschinen und Anlagen sind traditionell für eine Vielzahl umweltrelevanter Folgen verantwortlich. Wir helfen durch den Einsatz neuester wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse, die negativen Einflüsse auf ein Minimum zu reduzieren. Unsere Produkte erreichen dies unter anderem durch die bestmögliche Nutzung aller am Produktionsprozess beteiligten Rohstoffe, eine deutliche Reduktion der Emissionen, optimale Energiebilanzen und teilweise erheblich reduzierten Platzbedarf.
Welche Innovationen kann die Textilmaschinenbranche in absehbarer Zeit seitens des Oerlikon Manmade Fibers Segments erwarten?
Wir haben bereits zu Beginn dieses Jahres zwei Innovationen erfolgreich in den Markt eingeführt. Zum einen handelt es sich dabei um die neue hocheffiziente rotierende Tangeleinheit RoTac³, bei der der Druckluftverbrauch, je nach Garntyp, um bis zu 50% reduziert wird; zum anderen um die neue VarioFil rPET mit WINGS POY in enger Kooperation der Oerlikon Barmag mit unserer Tochtergesellschaft BBE Engineering. Darüber hinaus arbeiten wir stetig in allen Produktlinien an neuen Technologie- und Servicelösungen, um unseren Kunden Lösungen zu bieten, die sie weiterhin wettbewerbsfähig sein lassen.
Präsentieren Sie bereits auf der Techtextil oder der ITMA neue Textilmaschinen oder Anlagen von Oerlikon Barmag und/oder Oerlikon Neumag?
In einem ITMA-Europa-Jahr fokussieren die meisten Unternehmen auf Markteinführungen zur Leitmesse der Branche. So auch wir. Es sei an dieser Stelle zumindest so viel verraten, dass wir in Mailand garantiert neue Lösungen im Bereich der Filamentspinnerei präsentieren werden. Die Techtextil in Frankfurt werden wir nutzen, um unser gesamtes Portfolio im Bereich der Technischen Textilien vorzustellen und individuelle Industrielösungen beispielsweise in den Bereichen Industrial Yarn, Reifencord, Filtration oder Geotextilien mit unseren Kunden zu diskutieren.
Mit welcher Strategie reagieren Sie auf die Bestrebungen Chinas als eines der Hauptmärkte für Textilmaschinen nach Entwicklung einer eigenen Hightech-Produktion?
Wir operieren in nahezu allen Technologiebereichen in oligopolistisch strukturierten Märkten und haben hier beispielsweise in der Filamentspinnerei einen globalen Marktanteil von über 50% und im BCF-Markt sogar über 80%. Die Entwicklung speziell chinesischer Wettbewerber beobachten wir sehr genau. Durch ein konsequentes Patentwesen und die Verfolgung von Verstößen durch unsere international agierende IP-Abteilung schützen wir unser Know-how. Da die wichtigsten Produktionsprozesse im Grundsatz über eine vergleichsweise lange Zeit gleich bleiben, müsste also ein Wettbewerber schon mit einem revolutionär neuen, durch uns nicht patentrechtlich geschützten Verfahren kommen, um im heutigen Hightech-Bereich adäquate Produkte anbieten zu können.
Was hat das Oerlikon Manmade Fibers Segment dazu bewogen, sich der Nachhaltigkeitsinitiative „Blue Competence“ des VDMA anzuschließen?
Als einer der Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in unserer Industrie lag es nahe, dass wir unser „e-save“-Programm mit der vom VDMA 2011 ins Leben gerufenen Initiative „Blue Competence“ kommunikativ kombinieren. Hieraus ergeben sich Synergien für beide Seiten, und wir können die Initiative des VDMA weltweit mit vermarkten und somit auch den Standort Deutschland stärken.
"Die von uns entwickelten Produkte und Technologien versetzen unsere Kunden in die Lage, sich ihren nachhaltigen Erfolg am Markt zu sichern." André Wissenberg, Vice President und Head of Marketing, Corporate Communications and Public Affairs
Nachrichtliche Zusammenfassung:
Innovationen minimieren negative Einflüsse industrieller Produktion
Remscheid. Als einen der wesentlichen Aspekte seiner Unternehmenskultur betrachtet das Oerlikon Manmade Fibers Segment, die negativen Faktoren bei der Chemiefaserproduktion immer weiter zu reduzieren. Dazu tragen die neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse des eigenen Bereichs Forschung und Entwicklung (F&E) bei, sagt André Wissenberg, Vice President Marketing, Corporate Communications and Public Affairs. Dem zum Schweizer Oerlikon-Konzern gehörenden Unternehmen stehen im F&E-Bereich mit seinen über 200 Ingenieuren jährlich rund 30 Millionen CHF zur Verfügung.
Das Oerlikon Manmade Fibers Segment mit seinen Marken Oerlikon Barmag und Oerlikon Neumag ist Weltmarktführer im Bereich Filamentspinnanlagen für Chemiefasern, Texturiermaschinen, BCF-, Stapelfaserspinn- und Vliesstoffanlagen und bietet als Dienstleister im Bereich Engineering Lösungen entlang der textilen Wertschöpfungskette. Bei all seinen Entwicklungen legt das Unternehmen großen Wert auf Energieeffizienz und nachhaltige Technologien. Wissenberg verweist darauf, dass das Oerlikon Manmade Fibers Segment sich, mit seinem bereits 2004 ins Leben gerufenen „e-save”-Programm, verstärkt auf die Zukunftsfähigkeit seiner Produkte orientiert. Ganz in diesem Sinne präsentiere man auf der ITMA im November in Mailand neue Lösungen im Bereich der Filamentspinnerei.
Kurzbiografie
André Wissenberg (Jahrgang 1970) fungiert seit 2007 als Vice President und Head of Marketing, Corporate Communications and Public Affairs des Oerlikon Manmade Fibers Segments bzw. bis 2012 Segment Textile, nachdem er sechs Jahre zuvor als Marketing and Communications Director in das Unternehmen eingetreten war. Davor arbeitete er als Journalist und PR-Berater. Sein Studium der Linguistik, Ökonomie und Geografie beendete er als Master of Arts.
Unternehmensinformation
Das Oerlikon Manmade Fibers Segment ist Weltmarktführer im Bereich Filamentspinnanlagen für Chemiefasern, Texturiermaschinen, BCF-, Stapelfaserspinn- und Vliesstoffanlagen. Mit der Erweiterung der Produktpalette um Polykondensationsanlagen und deren Schlüsselkomponenten betreut das Unternehmen den gesamten Prozess vom Monomer bis zum texturierten Garn.
Die Hauptmärkte für die Marke Oerlikon Barmag liegen in Asien, für Oerlikon Neumag in den USA, der Türkei und China. Beide beschäftigen knapp 2.500 Mitarbeiter und sind im Netzwerk des Oerlikon Manmade Fibers Segments in 120 Ländern mit Produktions-, Vertriebs- und Serviceorganisationen präsent. Am Firmensitz in Remscheid sowie in Neumünster und Chemnitz als auch in Suzhou, China, unterhält das Oerlikon Manmade Fibers Segment Forschungszentren.