Die Bedeutung der additiven Fertigung in der industriellen Produktion nimmt zu. Es ist nicht mehr die Frage, ob AM die Fertigung revolutionieren kann – vielmehr geht es jetzt darum: Wie kann die Skalierung so erfolgen, dass Qualität, Reproduzier- und Nachverfolgbarkeit gewährleistet sind? Dass dem so ist, bewiesen auch die mehr als 3.000 AM-Gäste, die sich zur dreitägigen Advanced Manufacturing Technology Conference in Aachen im Oktober trafen, entweder als registrierte Online-Teilnehmende oder vor Ort, und wo Führungskräfte sowie Expertinnen und Experten aus verschiedenen Industriebereichen, Forschungs- und Bildungsinstitutionen diese Frage erörterten. An der Konferenz, die von Oerlikon organisiert und von der RWTH Aachen mitveranstaltet wurde, beteiligten sich über 30 Partner.
Start-up-Event
Die Konferenz unter dem Motto "Momentum for Growth" wurde mit einem Start-up Event eröffnet. Sieben Jungunternehmer stellten Führungskräften aus der Industrie, die Innovationen unterstützen wollen, ihre Geschäftsideen vor. Diese reichten von der additiven Fertigung von Antrieben für Elektrofahrzeuge über die Skalierbarkeit von AM mittels eines End-to-End-Prozesses mit hohem Durchsatz bis hin zu einer Lösung, die dank Datennutzung Zeiteinsparungen von bis zu 80 % erreicht. Ein weiteres Start-up entwickelt automatisierte chirurgische Planungssoftware für medizinisches Personal.
Ganztägige Konferenz
Ökosystem, Zusammenarbeit, Daten und Wertschöpfung – diese Begriffe waren auf der AMTC häufig zu hören. Führende Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, die additive Fertigungstechnologien nutzen oder Materialien, Software oder Hardware dafür herstellen, und von Universitäten, die sich mit dieser Wachstumsbranche beschäftigen, referierten zu neuen Entwicklungen, Integrationsmöglichkeiten und speziellen Herausforderungen. Zwei der wichtigsten deutschen Forschungsuniversitäten - die RWTH Aachen und die Technische Universität München – betonten, wie wichtig die Zusammenarbeit bei Forschung und Lehre sei, damit AM als fortschrittliche Fertigungstechnologie institutionalisiert und ihr Wachstum beschleunigt werden kann.
Die Produktionskosten zu senken ist – so die Meinung der Teilnehmenden – eine der größten Herausforderungen für AM. Dr. Markus Seibold von Siemens Energy wies darauf hin, dass dies eine Veränderung gegenüber den vergangenen Jahren darstelle, als sich die Diskussion hauptsächlich um die Technologie selbst drehte. Nun liegt der Schwerpunkt darauf, wie AM Mehrwert schaffen und wie man die Ergebnisse skalieren kann. Jörg Spindler von Audi forderte die Teilnehmenden auf, in dieser Hinsicht nicht nur an spezifische Komponenten zu denken, sondern bereits am Beginn des Prozesses anzusetzen und von dort ausgehend zu überlegen, welche Rolle AM spielen könnte. Mehrere Vortragende sprachen das Thema einer 4. Dimension in AM an. Für einige bedeutete dies, weitere Technologien zu integrieren – beispielsweise ein Flugzeugflügel, der gleichzeitig eine Batterie sein könnte. Für andere ging es darum, Forschung und Entwicklung zu beschleunigen, indem AM genutzt wird, um Komponenten schneller zu testen.
Während die AM-Industrie nach Möglichkeiten sucht, Ergebnisse zu skalieren und die Wertschöpfung zu definieren, versuchen die Forschenden weiterhin, die Machbarkeitsgrenzen der Technologie zu erweitern. Prof. Christian Seidel vom Fraunhofer-Institut demonstrierte intelligente AM-Komponenten, bei denen während des Druckvorgangs Sensoren in Hohlräume eingesetzt werden, sowie Multimaterial-Metallteile, die aus zwei oder drei verschiedenen Metalllegierungen bestehen.
Um mehr über die AMTC zu erfahren, besuchen Sie AMTC | AM Technology Conference
Die diesjährige Konferenz war stärker international ausgerichtet als in den Vorjahren. Francisco Betti vertrat das Weltwirtschaftsforum in mehreren Diskussionsrunden und betonte die Möglichkeit, die sich ergeben, wenn die Wertschöpfungskette auf globaler Ebene betrachtet wird. Er wies darauf hin, dass in vielen Ländern Bedarf nach mehr Aus- und Weiterbildung im Bereich AM besteht, und regte an, den Wert von AM nicht nur an ROI und Effizienz zu messen, sondern auch daran, inwiefern die Technologie zu Nachhaltigkeit und Sicherheit beiträgt.