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Technologie & Innovation

Technologie & Innovation

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können, um in enger Zusammenarbeit

mit den Wissenschaftlern der Empa,

der Eidgenössischen Technischen

Hochschule ETH und anderer

Institute Erkenntnisse aus verschie-

denen Prozessen zu gewinnen.

Die Empa arbeitet ja mit vielen

verschiedenen Unternehmen –

teilweise auch solchen, die

direkte Konkurrenten sind.

Das stimmt. Die Empa steht für Open

Innovation – das bedeutet, Wissen

aus der Forschung allen zugänglich

zu machen. Die letzten Feinheiten

in der Entwicklung eines Prozesses

oder eines Produkts müssen dann

aber beim jeweiligen Unternehmen

gemacht werden. Als Empa genießen

wir den Ruf höchster Professionalität –

das kommt uns auch in diesem heik-

len Bereich entgegen. Vertrauen spielt

hier eine große Rolle und bildet die

Basis für eine gute Zusammenarbeit.

Welche Vorteile hat denn

eigentlich der Endverbraucher

von den neuen Beschichtungs­

technologien, an denen

Industrie und Empa arbeiten?

Da gibt es etliche. Beispielsweise

kann durch Beschichtungen die

Lebensdauer eines Produkts enorm

gesteigert werden. Großes Potenzial

haben beispielsweise auch ›printed

electronics‹, also elektronische

Bauelemente, die mittels Tief-, Offset-

oder Flexodruckverfahren hergestellt

werden. Viele Produkte könnten

dadurch deutlich billiger werden. Auch

im Medizinbereich ergeben sich durch

Beschichtungstechnologien neue

Möglichkeiten, z.B. im Einsatz von be-

schichteten Hochleistungskunststoffen

als Implantate. Anders als herkömmli-

che Implantate aus Metall-Legierungen

sind diese röntgenstrahlendurchlässig –

so können viel einfacher als heute

Untersuchungen zum Heilungs-

verlauf vorgenommen werden.

Was macht denn eine

›gute‹ Technologie aus?

Eine gute Technologie ist in der Lage,

Bedürfnisse zu befriedigen, die man

vorher noch gar nicht kannte. Ein

passendes Beispiel dafür ist das

Mobiltelefon. Wer hätte vor Jahren

schon daran gedacht, dass es einmal

wichtig wäre, jederzeit und in jeder

Situation telefonieren zu können?

Oder mit einem Telefon zu fotografie-

Derzeit baut die Empa am Stand-

ort Dübendorf ein Beschich-

tungszentrum, das ›Coating

Competence Center‹ (CCC), auf.

An mehreren verschiedenen

Beschichtungsanlagen werden

dort neue Fabrikationstechnolo-

gien entwickelt und ausgebaut.

Neben anderen Industriepartnern

unterstützt auch Oerlikon Balzers

das CCC – mit der Plasma-

Beschichtungsanlage

INGENIA S3p.

Wissenschaftler und Ingenieure

im CCC können damit an

Anlagen forschen, wie sie auch in

der Industrie im Einsatz sind. Sie

können Prozessschritte und

Abläufe durchführen, die mit

jenen in der Produktion

übereinstimmen und diese

gleichzeitig – dank der analyti-

schen Labors der Empa – mit

den bestmöglichen wissenschaft-

lichen Verfahren analysieren.

Dadurch werden Erkenntnisse

gewonnen, die den Aufwand für

das sogenannte Up-Scaling auf

Industrieanlagen für Unterneh-

men stark reduzieren.

KOMMENTAR ZUM THEMA

Hocheffiziente

Prozesse

Dr. Helmut Rudigier, als Chief

Technology Officer bei Oerlikon

Surface Solutions beschäftigen

Sie sich seit Jahrzehnten

mit der Entwicklung neuer

Schichten. Welches sind die

Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Grundsätzlich geht es bei unseren

Beschichtungen immer darum,

hocheffiziente Prozesse zu ermög­

lichen, beispielsweise durch

Verschleißschutz oder Reibungs­

reduktion. Dafür wird eine Ober-

fläche mit einer Beschichtung und

allenfalls zusätzlichen Behand-

lungen gezielt verändert oder

verbessert, um den Grundkörper

vor äußeren Einflüssen zu schützen.

Dr. Gröning hat im Interview die

menschliche Haut erwähnt – das

ist ein gutes Beispiel, denn auch

sie schützt unseren Körper wie

eine ›Beschichtung

vor Reibung

oder chemischen Einflüssen und

Bakterien. Unsere Schichten

wirken wie die Haut: Auch sie

schützen den Grundkörper vor

äußeren Einflüssen und ermöglichen

Anwendungen, die ohne diese

Schichten nicht möglich wären.

Wie setzt Oerlikon Surface

Solutions die eigenen und externe

Forschungserkenntnisse um?

Unsere Beschichtungen werden un-

ter anderem für Motorenkomponen-

ten verwendet, wo sie die Reibung

verringern – dadurch wird der Kraft-

stoff besser genutzt. Oder sie verlän-

gern die Lebensdauer von Turbinen

oder Industriewerkzeugen, wodurch

diese effizienter eingesetzt und Res-

sourcen geschont werden können.

Unsere neuesten Entwicklungen

gehen jedoch schon einen Schritt

weiter und ermöglichen zusätzliche

Funktionen. Ein Beispiel dafür ist

unsere ePD-Technologie, ein umwelt-

freundliches Beschichtungsverfahren

für den Chrom-Look von Kunst-

stoffteilen. Die ePD-Beschichtung

kann unterschiedliche Farbtönungen

haben, und auch licht- oder signal-

durchlässig sein – damit eröffnet

sie Designern, etwa im Automobil­

bereich, völlig neue Möglichkeiten.

Und wie sehen die Schich­

ten der Zukunft für Oerlikon

Surface Solutions aus?

Ein interessantes und attrakti-

ves Gebiet sind die sogenannten

›selbstheilenden‹ Schichten, die

mechanische Beschädigungen

ihrer Oberfläche selbst reparieren.

Unsere Schichtmaterialien werden in

Zukunft vermehrt über ›selfhealing‹-

Eigenschaften verfügen. Und noch

ein weiteres spannendes Feld:

Zukünftig werden ein Bauteil und

seine Schicht nicht mehr als zwei

individuelle Komponenten angese-

hen, sondern das eine ist integraler

Bestandteil des anderen. Sie spielen

abgestimmt zusammen, und eröff-

nen so neue konstruktive Möglich­

keiten der Materialeinsparung.

Dr. Rudigier, wir danken für das

Gespräch!

ren? Das wurde anfangs von vielen als

komplett sinnlos angesehen, heute ist

es für uns alle ganz normal! Derartige

Entwicklungen sind immer unabsehbar.

Was würden Sie sich denn persönlich

und in Ihrer Rolle als Forschungs­

treibender für die Zukunft im Techno­

logiebereich wünschen?

Mein größter Wunsch ist es, dass die

Menschheit intellektuell und kulturell mit

der Technologie mithalten kann. Das

ist meines Erachtens äußerst wichtig.

Als verantwortungsbewusster Forscher

muss man sich fragen: »Was ist im

Labor möglich? Und was davon sollte

auch nach außen gehen?« Nehmen

wir das Beispiel der Lebensverlänge-

rung – ist das sinnvoll? Und wenn ja,

für wen? Mit all unseren Forschungen

und Weiterentwicklungen sind na-

türlich immer auch gesellschaftliche

Fragen verbunden. Dieser Verant-

wortung müssen sich die Beteiligten

bei jeder Innovation bewusst sein.

Dr. Gröning, wir danken für das

Gespräch!

FAKTEN & ZAHLEN

INGENIA S3p im

CCC der Empa